Die Wärmewende ist ein zentraler Baustein der deutschen Klimapolitik – und eine der größten finanziellen Herausforderungen für Städte und Gemeinden in den kommenden Jahren. Mehr als die Hälfte des Energieverbrauchs in Deutschland entfällt auf Wärme. Genau hier setzt die Wärmewende an: weg von fossilen Brennstoffen, hin zu nachhaltiger, lokaler und bezahlbarer Wärmeversorgung.

WIE KANN DIE WÄRMEWENDE FINANZIERT WERDEN?

Die Klimaschutzziele sind ambitioniert – und das Zeitfenster für die Umsetzung wird immer kürzer. Aktuell arbeiten viele Kommunen an der Erstellung ihrer kommunalen Wärmeplanung, das heißt, die Vorstellung der zukünftigen, dekarbonisierten Wärmeversorgung wird immer konkreter. Aber der Wärmeplan ist letztendlich für die Umsetzung nicht rechtsverbindlich. Doch er führt dazu, dass Kommunen, Netzbetreiber, Energieversorger sowie Bürgerinnen und Bürger sich jetzt damit auseinandersetzen (müssen), wie sie die Umsetzung gestalten können und da steht schnell die zentrale Frage im Raum: Wie soll das Ganze bezahlt werden?

Viele Städte und Gemeinden kämpfen bereits heute mit knappen Haushalten. Bürgerinnen und Bürger sind durch Inflation und die angespannte wirtschaftliche Lage im Land bei Investitionen eher zurückhaltend. Gleichzeitig erfordert die Wärmewende Investitionen in technische Planung und strategische Konzepte, die Netzinfrastruktur, Gebäudesanierung, den Ausbau erneuerbarer Energie-erzeugungsanlagen sowie die Umstellung von Wärmeversorgungssystemen.

Der Weg in Richtung mehr Klimaschutz und einer dekarbonisierten Wärmeversorgung ist richtig, wird aber sehr kostenintensiv werden. Der Deutschen Städtetag rechnet mit ca. 100 Milliarden Euro Investitionskosten allein für den Umbau der Wärmenetze. Die aktuellen Fördermöglichkeiten sollen zwar ausgebaut werden, reichen bislang aber bei Weitem nicht aus, um die Gesamtkosten zu decken.

Die anstehenden Investitionen – zunächst in die Planung und danach in die Umsetzung der KWP – sind für viele Stadtwerke zu groß, um sie aus eigener Kraft oder mit weiteren Krediten zu bewältigen. Daraus folgt, dass vor Ort abgewogen werden muss, inwiefern staatliche Förderungen und privates Kapital dabei helfen können, die Investitionslücke zu schließen.

STAATLICHE FÖRDERUNG DER WÄRMEPLANUNG

Die Planung ist der erste und entscheidende Schritt – und sie wird direkt gefördert. Über die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) und die Kommunalrichtlinie im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) können Kommunen Zuschüsse für:

  • Machbarkeitsstudien
  • Wärmeatlanten
  • Potenzialanalysen
  • Bürgerbeteiligungsprozesse
  • externe Planungsbüros

erhalten– meist mit Förderquoten zwischen 60 und 100 Prozent.

STAATLICHE FÖRDERUNG DER UMSETZUNG: NETZE, ERZEUGUNG, INNOVATION

Sobald es an die konkrete Umsetzung geht – etwa den Ausbau eines Wärmenetzes oder die Umrüstung auf erneuerbare Energien – greifen weitere Programme:

  • BEW – Bundesförderung effiziente Wärmenetze: Für Neubau oder Transformation bestehender Netze. Förderquote bis zu 40 Prozent der Investitionskosten – plus Bonus für besonders innovative Projekte.
  • KfW-Förderprogramme: Zinsgünstige Kredite für Kommunen und Stadtwerke bei Infrastrukturprojekten.
  • Investitionspakt Klimaschutz auf Landesebene: Je nach Bundesland ergänzen Programme die Bundesförderung – z. B. für Nahwärmenetze in ländlichen Regionen oder Quartierslösungen in urbanen Gebieten.

WICHTIG: KOORDINATION UND PERSONAL

Die kommunale Wärmewende ist kein reines Infrastrukturprojekt – sie braucht Menschen, die sie planen, kommunizieren und umsetzen. Daher fördern Bund und Länder auch:

  • die Schaffung von Klimamanager:innen-Stellen
  • Weiterbildungen im Bereich kommunaler Energieplanung
  • interkommunale Zusammenarbeit und Netzwerke

Besonders hilfreich: Viele Förderprogramme sind kombinierbar. So lassen sich beispielsweise Beratungsförderung, Personalstellen und Investitionszuschüsse gezielt bündeln.

Für Optimismus sorgt derzeit auch das im März 2025 beschlossene neue „Sondervermögen Infrastruktur und Verteidigung“. Über einen Zeitraum von 10 – 12 Jahren werden bundesweit 500 Milliarden Euro für Infrastrukturinvestitionen bereit gestellt, davon sind 100 Milliarden Euro direkt für die Wärmewende gedacht und 100 Milliarden Euro für den Klima- und Transformationsfond reserviert.

WAS STÄDTE UND GEMEINDEN JETZT KONKRET TUN KÖNNEN

  • Fördermittel sichern: Frühzeitig Förderanträge stellen – viele Programme arbeiten nach dem Windhundprinzip. Daher sollten Kommunen schnellstmöglich handeln und Fördermittel beantragen.
  • Kompetenz aufbauen: Klimaschutz- und Wärmeplanungsstellen müssen adäquat besetzt werden. Wo Personal und Expertise fehlen, können externe Dienstleister beauftragt werden, die Kommunen bei der strategischen Planung, Kommunikation und während des gesamten Prozesses der Umsetzung zu unterstützen.
  • Netzwerke nutzen: Der Austausch mit anderen Kommunen kann dabei helfen, die eigene Situation besser einzuschätzen. Des Weiteren können Best-Practice-Beispiele zur Orientierung dienen, um die eigene Strategie vor Ort besser auszurichten und erfolgreicher zu agieren.
  • Bürger:innen einbeziehen: Eine Möglichkeit ist die finanzielle Beteiligung von Bürger:innen an der Wärmewende in Form von Genossenschaften – sowohl um Kapital zu akquirieren als auch um mehr gesellschaftliche Akzeptanz zu schaffen.
  • Alternative Finanzierungsmöglichkeiten ausloten: Viele Stadtwerke sind schon heute nicht mehr verschuldungsfähig. Für sie kann es deshalb attraktiv sein, sich durch privates Kapital die notwendige Liquidität zu verschaffen. Eine Option ist die Kooperation der öffentlichen Hand mit Unternehmen in Public-Private-Partnerships (PPP). Der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) haben in diesem Zusammenhang bereits Stadtwerke Fonds und Energiewende Fonds vorgeschlagen, um mit Hilfe privater Investoren die Wärmewende zu finanzieren und erfolgreich zu meistern.

Auch wenn es ein Kraftakt ist, die Wärmewende ist machbar. Sie braucht Mut, gute Planung – und den Willen zur Gestaltung. Wer heute investiert, profitiert langfristig: ökologisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich.

LukasDrolshagen

Lukas Drolshagen

Sie möchten wissen, wie Ihre Kommune die Wärmewende stemmen kann – strategisch, finanziell und praktisch? Dann nehmen Sie jetzt Kontakt mit uns auf – wir unterstützen Sie gerne: +4923147700377