Wie begegnen wir dem zunehmenden Fachkräftemangel in unseren Regionen? Wie bleiben kommunale Arbeitgeber attraktiv – auch außerhalb der Ballungsräume? Und welche Maßnahmen helfen tatsächlich, um Fachkräfte zu gewinnen und langfristig zu binden?

Diese Fragen stellen sich viele Kommunen und kommunale Unternehmen und im ländlichen Raum. Die MODULDREI-Fachkräftestudie 2025 sowie aktuelle Einschätzungen des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA) liefern Einordnungen und praktische Lösungsansätze.

Philip Herzer, Referent beim Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) und Institut der deutschen Wirtschaft Köln e.V., beschreibt die Situation im ländlichen Raum so: „Die Fachkräftesituation ist dort noch angespannter als in Ballungsräumen. Öffentliche Arbeitgeber kämpfen mit denselben Herausforderungen wie andere Akteure – insbesondere bei technischen und versorgungsnahen Berufen.“

Ein zentrales Problem: geringe Sichtbarkeit. „Viele kommunale Leistungen sind selbstverständlich geworden – das wirkt sich auf das Arbeitgeberimage aus.“ Kommunale Arbeitgeber in ländlichen Regionen sind oft weniger präsent und wirken für Außenstehende schwerer zugänglich. Auch moderne Kommunikationswege werden noch zu wenig genutzt. Herzer betont: „Wenn man mich nicht kennt, dann kann man sich nicht für mich entscheiden.“ Vor allem jüngere Zielgruppen lassen sich über authentische Kanäle besser erreichen und „möchten Ansprechpartner auf Augenhöhe“.

Lösungsansätze zur Fachkräfte Gewinnung

Die Auswertung der MODULDREI-Fachkräftestudie sowie die Aussagen von Philip Herzer (KOFA) zeigen eine Reihe konkreter Ansätze, die sich in der Praxis bewährt haben – vor allem für kommunale Arbeitgeber im ländlichen Raum:

  1. Aufbau regionaler Netzwerke und Kooperationen:Kommunen und kommunale Unternehmen profitieren, wenn sie ihre Kräfte bündeln. Netzwerke zwischen Verwaltung, Wirtschaftsförderung, Bildungseinrichtungen und Arbeitgebern ermöglichen gemeinsame Maßnahmen – etwa abgestimmte Fachkräfte- oder Rückkehrkampagnen. Statt einzelner Initiativen entsteht so eine koordinierte regionale Strategie.
  1. Frühzeitige und persönliche Ansprache von Nachwuchskräften:Ein zentraler Hebel liegt in der aktiven und authentischen Ansprache junger Menschen. Schulkooperationen, praxisnahe Berufsorientierung, Betriebsbesichtigungen oder Praktikumsangebote schaffen erste Bindungspunkte. Besonders wirkungsvoll sind direkte Begegnungen – etwa mit Auszubildenden, die auf Augenhöhe von ihrem Arbeitsalltag berichten. Herzer betont hierzu: „Wenn ich einen Azubi sehe, der auf TikTok erklärt, was er macht, dann kann ich mir das plötzlich vorstellen.“
  1. Stärkere Einbindung älterer Fachkräfte:Erfahrene Mitarbeitende können eine wichtige Rolle bei der Fachkräftesicherung spielen – etwa als Mentoren für jüngere Kolleg:innen oder in reduzierten Arbeitszeitmodellen. Viele Ruheständler:innen sind laut Herzer bereit, sich noch einmal einzubringen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen: „Mit gezielter Beratung und passenden Angeboten findet man Wege, wie diese Personen kleinere Aufgaben übernehmen oder flexibel weiterarbeiten können.“
  1. Konkrete Unterstützung beim Zuzug neuer Fachkräfte:Ob nationale oder internationale Fachkräfte – wer neu in eine Region kommt, braucht Orientierung und praktische Hilfe. Dazu zählen unter anderem Unterstützung bei der Wohnungssuche, Zugang zu Kinderbetreuung, Sprachkursen und Jobangeboten für mitziehende Partner:innen. Entscheidend ist laut Herzer, eine echte Willkommenskultur zu leben, die über den Arbeitsplatz hinausgeht: „Auch Menschen, die aus einem anderen Kulturraum kommen – selbst wenn das nur die nächste Stadt ist – brauchen das Gefühl, dass sie willkommen sind.“

Fazit

Der Fachkräftemangel im ländlichen Raum ist strukturell – aber gestaltbar. Kommunale Arbeitgeber, Verwaltungen und Wirtschaftsförderungen haben konkrete Hebel, um langfristig attraktiv zu bleiben. Wer Netzwerke bildet, sichtbar kommuniziert und eine echte Willkommenskultur lebt, stärkt nicht nur das eigene Personal – sondern die Zukunftsfähigkeit ganzer Regionen. Jetzt ist die Zeit, Fachkräftesicherung und Standortentwicklung gemeinsam zu denken.

Katja Neuhaus - Strategieberaterin für Kommunikation, Marketing und Standorte

Katja Neuhaus

Welche Maßnahmen ergreifen Sie in Ihrer Region, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken? Ich freue mich auf einen Austausch mit Ihnen: katja.neuhaus@moduldrei.de +4923147700379