Kann der ÖPNV vom neuen Klimabewusstsein profitieren?

Die Ferien sind vorbei, jetzt wird wieder für das Klima demonstriert. Was Fahrverbote und EU-Klagen nicht geschafft haben, ist den Teenagern gelungen: Sie haben die Bundespolitik genötigt, sich beim Thema Klima nicht mehr weg zu ducken. Ob die Groko deshalb wirklich ernst macht, ist nicht sicher. Aber die Jugendlichen geben noch nicht auf.

„Fridays for Future“ und Plastikmüll im Meer motivieren auch viele Verbraucher zu (kleinen) Verhaltensänderungen. Die Plastiktüte im Supermarkt wegzulassen ist ein Anfang. Das Auto stehen zu lassen – für viele ein großer Schritt. Warum? Immerhin spart der ÖPNV jedes Jahr 15 Millionen Tonnen CO2 ein. Das sind die kompletten Emissionen von Hamburg.

Es sind die Stadtwerke und andere Nahverkehrsanbieter, die von dieser Bewegung profitieren können. Wenn sie den Teenagern folgen und aktiv werden:

  1. Unterstützen Sie die Demonstranten: Wer sich vor Ort um den Klimaschutz kümmert, der gehört nun mal zu den Guten. Und sollte offensiv den Kontakt zu „Fridays for Future“ suchen. Die Gelegenheit, sich bei zukünftigen Verbrauchern als Mitstreiter zu positionieren, ist günstig. Wer wirklich handelt, hat bei denen ein Stein im Brett. Wo Sie glaubwürdig punkten können: Erneuerbare, E-Mobilität und Öffentlicher Nahverkehr.
  2. Ran an die Stressthemen der Autofahrer: Der ÖPNV ist bisher keine Alternative – zu teuer, zu spät, zu schlecht angebunden, … Fünf Modellkommunen zeigen aber gerade, wie sich solche Probleme lösen lassen: Einfache und transparente Preise (das 365Euro-Ticket ist eine gute Idee), bessere Taktzeiten und Bequemlichkeit durch übergreifende Mobilitätsangebote. Eine richtig gute App macht Information und Bezahlen einfach.
  3. Machen Sie Druck auf die Bundesregierung: Die locker hingeworfene Idee eines kostenlosen Nahverkehrs schafft mehr Probleme, als sie löst. Aber so, wie wir 5G flächendeckend brauchen, wie die Bahn ein neues Streckennetz braucht und die Wind- und Solarenergie ihre Stromautobahnen – so dringend braucht der ÖPNV ein gigantisches Investitionsprogramm. Wenn die Bundesregierung es also wirklich ernst meint mit den Klimazielen, dann muss sie mehr Geld locker machen für die lokale Infrastruktur.

Die Generation Z nimmt ja langsam Abstand von Führerschein und eigenem Auto, jedenfalls in der Stadt. Die Sharing Economy schreit nach dem ÖPNV. „Fridays for Future“ befeuern das Thema. Aber überall in Deutschland wollen junge Menschen vor allem eins: Mobil sein. Und dafür können die Stadtwerke sorgen.

Ich schreibe regelmäßig Kolumnen für die ZfK. Lesen Sie hier mehr.

Prof. Dr. Stefan Lennardt

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