Ist erfolgreiche Dekarbonisierung ein Standortvorteil? Wir sagen ja. Und haben Wirtschaftsförderungen hier eine relevante Rolle? Wir sagen auch hier ja. Denn Nachhaltigkeit ist Standortvorteil und Kernaufgabe zugleich.

Der Klimaschutz ist eine kommunale Aufgabe, die gesetzlich verankert und mit interessanten Förderprogrammen hinterlegt ist. Die Kommunalrichtlinie unterstützt bis Ende 2027 verschiedene Klimaschutzvorhaben bundesweit.

Den vielleicht ertragreichsten Baustein für die Dekarbonisierung des eigenen Standorts bietet die kommunale Wärmeplanung – die Grundlage für die Planung und Steuerung der Wärmewende auf kommunaler Ebene.

Wir haben zu diesem Thema die Expertin Sigrid Lindner von NRW.Energy4Climate (Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz) befragt:

Chantal Berger - Strategieberaterin für Kommunikation, Marketing und Standorte

Chantal Berger

Wenn Sie noch überlegen, wie die Wirtschaftsförderung sich beim Thema Dekarbonisierung sinnvoll einbringen sollte – melden Sie sich gern bei mir: +49 (0) 231 7253 6569

Sigrid Lindner - Kommunale Wärmeplanung - NRW.Energy4Climate

Fotocredits: NRW.Energy4Climate

Was ist das Ziel kommunaler Wärmeplanung?

Das Ziel der kommunalen Wärmeplanung ist das Erreichen einer flächendeckenden Wärmeleitplanung, die die örtlichen Gegebenheiten berücksichtigt. Die Umstellung auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung kann dadurch strategisch gesteuert werden. Diese umfassende Planungsaufgabe der kommunalen Ebene dient dazu, Planungssicherheit herzustellen und damit die notwendigen Investitionen in die Infrastruktur auszulösen. Dabei sollten alle relevanten Akteure einbezogen werden.

Vor welchen Herausforderungen stehen Kommunen bei der Wärmewende in Deutschland?

Mit der kommunalen Wärmeplanung wird den kommunalen Gebietskörperschaften ein strategisches Planungsinstrument an die Hand gegeben, um die Wärmewände individuell und standortspezifisch zu gestalten. Zu dieser Aufgabe müssen sie befähigt und entsprechend mit Personal ausgestattet sein. Eine so langfristige und komplexe Planungsaufgabe kann nur im Verbund der beteiligten Ämter und kommunalen Aufgabenbereiche erfolgreich umgesetzt werden. Zudem gilt es die Akteure aus lokaler Energieversorgung, Industrie und Gewerbe sowie der Wohnungswirtschaft an einer gemeinsamen Planung zu beteiligen. Hierzu sind vielfältige Abstimmungsprozesse und intensive Kommunikationsarbeit notwendig. Eine wesentliche Herausforderung dabei ist die zeitliche Komponente. Das heißt, wie können die gesetzlichen Anforderungen zusammen mit den technischen Möglichkeiten in Einklang mit den Interessen der Akteursgruppen gebracht und in einer zeitlichen Abfolge effizient umgesetzt werden.

Wie können Kommunen die kommunale Wärmeplanung angehen?

Die Kommunen sollten die Koordination für das „Projekt Wärmeplanung“ zunächst intern organisieren, das heißt personelle Ressourcen bereitstellen und eine Taskforce „Wärmeplanung“ mit allen relevanten Abteilungen aufstellen. Sie müssen sich mit der Finanzierung entweder über die NKI-Impulsförderung oder über andere Quellen auseinandersetzen. Sie können anschließend mit den externen Akteuren in Kontakt treten, um Potenziale für Energieeffizienz, Erneuerbare Energien und Abwärme zu ermitteln und Nutzungsmöglichkeiten zu eruieren. Um generell die Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung voranzutreiben, sollte zudem Unterstützung von politischer Seite eingeholt werden.

Welche Unterstützung können sie zum Beispiel in NRW bekommen?

Um den Ausbau von klimafreundlicher Wärme voranzubringen, unterstützt das Land Nordrhein-Westfalen alle an der Wärmewende beteiligten Akteure. Das Kompetenzzentrum Wärmewende bietet als zentrale Anlaufstelle passgenaue Unterstützungsangebote für die Planung, Steuerung und Umsetzung der Wärmewende – von der Landesebene bis zur lokalen Ebene der Kreise und Kommunen sowie für private und öffentliche Initiativen und Unternehmen.

Welche Rolle nehmen Stadtwerke und Energieversorger bei der kommunalen Wärmeplanung ein?

Stadtwerke und Energieversorger nehmen eine zentrale Rolle bei der Wärmeplanung ein. Sie können Daten liefern, Strategien und Transformationspläne einbringen und die Wirtschaftlichkeit von Maßnahmen bewerten. Es liegt jedoch bei den Kommunen, die Ergebnisse der Wärmeplanung zu verantworten und den Wärmeplan zu erlassen. Im Rahmen der hoheitlichen Aufgaben der Kommunen können die Wärmepläne schließlich verbindlich festgelegt werden beispielsweise durch die Bauleitplanung und damit weitgehend Rechts- und Planungssicherheit für Investitionen in eine zukunftsfähige Infrastruktur geschaffen werden.

Es ist wichtig, die Akteur:innen eines Standorts an einen Tisch zu holen und an der Wärmeplanung zu beteiligen. Es gibt unterschiedliche Formate, wie der Austausch geführt und besonders auch moderiert werden kann. Abschweifen kann interessant oder auch hitzig werden, doch das Ziel sollte am Ende erreicht sein.

Und vor allem sollten diese Schritte transparent kommuniziert werden. Daher stellt die Öffentlichkeitsarbeit einen wesentlichen Bestandteil bei kommunalen Klimaschutzvorhaben dar.

Was das alles mit Wirtschaftsförderung zu tun hat? Erfolgreiche Dekarbonisierung ist – wie gesagt – ein starkes Argument für alle Ihre Zielgruppen. Sie ist ein riesiges Konjunkturprogramm. Die lokale Wirtschaft muss unbedingt an Bord geholt werden. Und Wirtschftsförder.innen haben nun mal die stärksten Netzwerke …